Gelehrte differenzieren zwei Arten von Hadithsammlungen. Während in einem so genannten Muṣannaf – einem thematisch sortierten Werk – die Hadithe und Überlieferungen nach inhaltlichen Gesichtspunkten sortiert, klassifiziert und angeordnet sind, werden in Musnad -Werken die Überlieferungen nach den Überlieferern geordnet. Die Erzählungen und Berichte sind nach den Prophetengefährten sortiert, die als direkte Überlieferer der Aussagen und Taten des Gesandten Allahs, Allah halte ihn in Ehren und gewähre ihm Heil, in den Überlieferungsketten erscheinen. Darunter finden sich auch anonyme Gefährten, deren Namen in späteren Generationen nicht mehr kannte.
Nach den Überlieferern angelegte Hadithsammlungen werden als Musnad bezeichnet. Der Musnad des Imams ʾAḥmad bin Hanbal ist sein bekanntestes Werk, es ist eine monumentale Sammlung
von fast 30.000 Überlieferungen. Sein Musnad ist eine der umfangreichsten Zusammenstellungen der Sunna, die er nach vielen Quellen gesammelt, geordnet und an seine Söhne weitergegeben hat. Der
Musnad des Imams ʾAḥmad bin Hanbal enthält
nicht nur Aussagen des Propheten Muḥammad, Allah halte ihn in Ehren und gewähre ihm Heil, sondern auch Aussagen seiner Gefährten. Wie jedes Musnad-Werk strukturierte der Imam ʾAḥmad seine Sammlung nach Erzählungen und Berichten
der Prophetengefährten, beginnend mit den Zehn, denen das Paradies zu Lebzeiten versprochen wurde (al-ʿašara al-mubaššarūn bi-l-ǧanna). Das Werk beginnt mit Überlieferungen, die die ersten
Kalifen nach dem Propheten, Allah halte ihn in Ehren und gewähre ihm Heil, überliefern, gefolgt von den Muhāǧirūn (den mekkanischen Auswanderern), den ʾAnṣār (den ‚Helfern‘ in Medina) und den
Prophetengefährten, die sich in den muslimischen Neugründungen in den Provinzen (Kūfa, Basra, Syrien usw.) während der islamischen Expansion niedergelassen haben. Am Ende dieser Sammlung, die
jeder thematischen Ordnung der Hadithe entbehrt, stehen die Berichte von Frauen, die Aussagen des Gesandten Allahs, Allah halte ihn in Ehren und gewähre ihm Heil, überliefern.
Die Gelehrten und Hadithwissenschaftler loben den Musnad des Imams ʾAḥmad. Der Ḥāfiẓ ʾAbū Mūsā al-Madīnī schrieb beispielsweise ein Buch, in dem er
die großen Merkmale des Musnad hervorhob. Darin heißt es: „Dieses Buch ist eine wichtige Quelle und vertrauenswürdige Referenz für die Hadithgelehrten, da er (der Imam ʾAḥmad) aus der großen
Anzahl von Hadithen, auf die er stieß, und den zahlreichen Berichten, die er hörte, eine große Auswahl getroffen und viel Mühe darin investiert hat, diese Sammlung zu einer prominenten, führenden
und verlässlichen Quelle zu machen. Wenn man ein Problem zu lösen hat, ist diese Sammlung eine Zuflucht und ein Quell der Hilfe.“
Ibn Kaṯīr schreibt: „Und es gibt ebenfalls im Musnad des Imams ʾAḥmad viele Überlieferungsketten und Texte (Mutūn), die auf der gleichen Stufe sind wie die Hadithe von Muslim
– ja gar wie die von al-Buḫārī, die weder beide noch einer von ihnen erwähnen. Es ist sogar so, dass manche von keinem der Verfasser der vier Werke überliefert sind.“ ʾAḥmad Šākir erwähnt, dass
ungefähr 88 % der überlieferten Hadithe im Musnad authentisch (ṣaḥīḥ) sind, die restlichen 12 % sind zumindest nicht sehr schwach.